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Willkommen in Cheyennes Welt

Blogeintrag #2 

 

Oh Mann, wenn man so nen coolen Blog hat wie ich, dann muss man ja ständig was schreiben. Voll nervig. Daran hatte ich vorher überhaupt nicht gedacht. Dabei gibt’s ja echt tausend Sachen, die viel wichtiger sind als Schreiben. Vor allem, wenn man Schauspielerin oder Sängerin oder Influencerin werden will … so wie ich. Oder was mit Tieren machen will. Schließlich antwortet kein Hund auf dein SnipClip-Video oder will ne Postkarte aus dem Urlaub haben oder so.

Aber egal. Schreib ich eben schon wieder was. Ich muss euch sowieso was erzählen. Und zwar hab ich ja diesen Mantel zu Weihnachten gekriegt. Diesen voll krass megaschön mitgrünen. Sogar richtige Stars tragen solche minten Mäntel, weil die Farbe gerade total trendy ist. Allerdings ist die hochnäsige Berenike aus meiner Klasse echt neidisch auf mich. Sonst hätte die garantiert nicht so nen blöden Spruch gemacht, von wegen, dass ein pinker Schal total geschmacklos zu einem mintgrünen Mantel aussieht. Bla bla bla.

Aber was kann ich denn dafür? Ich hab drei Schals und die sind pink, pink mit Glitzer und orangsch organe orange. Ich hab Mami ja gefragt, ob sie mir einen neuen Schal kauft, aber sie hat bloß gesagt, sie hat kein Geld und außerdem ist der Winter sowieso schon vorbei. Dabei war das letzte Woche echt voll saukalt bei uns, ey!

Jedenfalls hab ich mich erst mal über Mami beschwert, als ich neuligst bei meiner besten Freundin Lotta in der Küche gesessen und Kakao mit Keksen gegessen hab. Lottas Mama Sabine war auch da und hat gesagt, ich kann mir ja einen Schal stricken. Hä? Stricken? ICH? Das sollte wohl ein Witz sein, oder? Weil, Stricken ist ja echt nur was für Omas! Zum Beispiel Lottas Oma strickt auch ständig Pullover und Mützen und Stulpen und sowas, so wie die Leute von ganz früher, als man noch kein Smartphone hatte und nur ein Plumpsklo hinterm Haus. Aber wenn man jung ist, so wie wir, dann kauft man Sachen ja einfach! Voll kranke Idee, aber sowas von!

Als ich dann am nächsten Tag mit Lotta aus der Schule kam, sind wir erst mal zur Würstchenbude gegangen, weil, ich hatte total Hunger und wollte mir Pommes holen. Und da hab ich meine Omaramona getroffen. Sie ist die Mama von meinem Papi und ich hätte sie zuerst fast nicht erkannt, weil sie sich die Haare blau gefärbt hatte.

„Huhu, Omaramona!“, hab ich dann gerufen. „Strickst du mir einen Schal?“

Aber sie hatte wohl keinen Bock darauf, glaub ich. „Sach ma, geht’s noch?“, hat sie nämlich nur so rumgemotzt. „Strick dir deinen Schal gefälligst selber. Und hör endlich auf, mich Oma zu nennen!“

„Aber du bist doch meine Oma, hi hi!“, hab ich gekichert.

Omaramona macht manchmal einen auf voll krass unfreundlich, dabei ist sie meine allerliebste Lieblingsoma! Und zwar, weil nämlich, sie hat mir meinen Hund Kalle aus dem Tierheim geschenkt! Obwohl bei mir zu Hause zu wenig Platz ist für einen Hund, weil ja schon Mami und ich und meine Schwester Chanell da sind. Aber deshalb darf Kalle bei Omaramona wohnen und sie kuckt nach ihm, wenn ich in der Schule bin. Das ist soooooo meganett von ihr!

„Bestimmt kann meine Oma Ingrid dir einen Schal stricken“, hat Lotta mir da erzählt und gegrinst. „Die weiß ja schon gar nicht mehr, wohin mit ihrem ganzen Wollkram. Und ich erst recht nicht.“ Dann hat sie gekichert.

Aber Lottas Oma strickt nur Sachen aus voll dicker, kratziger Wolle und ich wollte lieber einen fluffeligen Schal haben. So einen wie Shelley von meinem Lieblings-WeTube-Kanal Shelley’s Schönheitssalon neuligst anhatte. „Nee“, hab ich deshalb gesagt. „Ich frag lieber nochmal meine andere Oma. Oma Rita.“

Und weil wir gerade nichts Besseres vorhatten, sind wir gleich zu Oma Rita gelaufen. Die wohnt auch bei uns in der Stadt, in so ner kleinen Wohnung. Zum Glück war Oma Rita zu Hause und hat uns reingelassen. Ich hab gehofft, sie würde uns Kekse oder Kuchen geben, weil ich ja ganz vergessen hatte, mir an der Würstchenbude Pommes zu holen. Doch ich musste sie erst fragen, bevor sie ein paar Kekse rausgerückt hat. Allerdings waren die total alt und trocken und mit ohne Schokolade. Voll geizig.

„Strickst du mir einen Schal, meine allerliebste Lieblingsomi?“, hab ich sie dann gefragt, obwohl in Wirklichkeit ja Omaramona meine Lieblingsoma ist.

Aber Oma Rita hat auch nein gesagt. Weil, sie hat nämlich Altersstarrsinn in den Fingern. Deshalb geht das bei ihr nicht mehr mit dem Stricken. „Dabei habe ich das früher immer so gern gemacht“, hat sie mit voll jammeriger Stimme gesagt. „Ich habe noch sooo viel schöne Wolle übrig … Wenn ihr wollt, könnt ihr die haben und selbst was daraus stricken.“

Also, die Idee fand ich ja richtig blöd. Aber dann hat Oma uns lauter Plastiktüten gezeigt, die vollgestopft waren mit ungefähr tausend Wollekugeln und die haben wir auf dem Sofa ausgebreitet und da waren echt mega krass schöne Farben dabei. Und da hatte ich plötzlich voll die gute Idee!

„Pass auf“, hab ich zu Lotta gesagt. „Ich hab voll die gute Idee. Wir lernen uns selber stricken mit WeTube-Videos. Und dann stricken wir lauter tolle Pullover und sowas und die verkaufen wir dann für total viel Geld und werden reich! Ist das cool oder ist das cool?“

Tja, ich bin nämlich voll geschäftstüchtig, das hab ich von meinem Papi geerbt. Der macht auch Geschäfte, keine Gnade!

„Das ist cool!“, hat Lotta gerufen und gelacht. Sie war gleich begeistert. Und zwar weil nämlich, solche Pullover, wie ihre Oma strickt, die kosten im Internet über zweihundert Euro! Das hat Lotta echt gesagt! Und dass sie unbedingt auch reich werden muss, damit sie endlich ihren allerliebsten Hund Anton aus dem Tierheim holen kann – ohne ihre Eltern um Erlaubnis zu fragen. „Wenn ich erst mal viel Geld hab, kann ich das Fressen und das Körbchen und die Hundeleine einfach allein kaufen!“

Oma Rita hat uns dann die ganze Wolle und ihre Stricknadeln und alles geschenkt, was voll lieb von ihr war. „Daaaanke, liebste Omi“, hab ich deshalb gesagt und sie fest geknuddelt. „Sollen wir auch was für dich stricken? Ne Tischdecke oder so?“

Aber hat sie Nein gesagt. Puh, zum Glück! Weil, wir wollten ja lieber coole Sachen stricken, die wir dann im Internet verkaufen können. Ich hab noch schnell die Kekse aufgegessen, obwohl die echt staubig im Mund waren, und dann sind wir ganz schnell zu mir nach Hause gelaufen, um stricken zu lernen und stinkereich zu werden.

„Also, ich mach mir erst mal so’n flauschigen Schal aus dieser cremigen Wolle hier“, hab ich Lotta erklärt. „Und dann den Pullover, den Kelly Ashton in der neuen Style In anhat. Da steht nämlich bei, dass der von Luigi Verrutschi ist und fünfhundertachtzig Euro gekostet hat.“

Das konnte Lotta gar nicht glauben, aber es war wirklich so. Alter, achthundertfünfzig Euro für einen stinknormalen Pullover! Und dann haben wir WeTube-Videos geguckt. Aber die ersten waren voll schwer, da konnte man einfach gar nichts kapieren. Danach haben wir Maschen aufgenommen und wollten linke und rechte Maschen stricken, aber die sind immer wieder so fies von den Nadeln runtergerutscht und dann waren da wieder so Knoten in der Wolle und außerdem ging das alles nicht. Echt, wir haben das voll lange versucht, den ganzen Nachmittag lang – aber Stricken geht einfach nicht! Kein bisschen. Leute, die sowas behaupten, lügen voll rum!!!

Lotta und ich waren beide megastinkig, weil nämlich, wir hätten stattdessen lieber mit unseren beiden Lieblingshunden Gassi gehen können, was viel schöner gewesen wär, statt diesen Blödkack mit der dämlichen Wolle zu machen. Ich hab dann meinen Papi angerufen und ihn gefragt, ob er mir Geld gibt, damit ich mir einen Schal kaufen kann und er hat Ja gesagt. Und danach haben wir alles wieder in die Plastiktüten gestopft und sind zurück zu Oma Rita gelaufen, um ihr die ganze beknackte Wolle zurückzugeben.

Aber sie wollte die einfach nicht mehr haben. Und zwar weil diese ganzen bescheuerten Knäule inzwischen alle krass vertüddelt und verheddert waren. Ein einziger Klump. Als ob wir was dafür konnten. Schließlich hatten wir uns voll die Mühe gegeben. Sheesh! Die mit ihrem Altersstarrsinn! Ich weiß schon, warum Omaramona meine Lieblingsoma ist!

Nie wieder Stricken!!!