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 Blogeintrag #5

 

 

Eigentlich sind Sommerferien ja das Coolste überhaupt. Wenn das bloß nicht so fies gewesen wär, dass meine allerbeste Freundin Lotta mit ihren Eltern und ihren Blödbrüdern nach Dänemark fährt und ich muss alleine zu Hause bleiben.

Ja, toll. Und was ist mit mir? Ich hab auch Ferien! Aber Mami hat kein Geld für Urlaub, das weiß ich ja. Mann, ey, war das langweilig die ersten zwei Wochen lang! Meine kleine Schwester Chanell hat auch nur rumgenervt.

Allerdings ist dann doch noch was Krasses passiert. Also, was richtig Hammerkrasses! Als ich schon dachte, dass ich in den Sommerferien höchstens mal ins Freibad geh und sonst nirgendwo hin, hat mein Papi bei mir angerufen. Und das macht er eigentlich nie. Letztes Jahr hat er sogar meinen Geburtstag vergessen.

„Fünf Tage Malle“, hat er voll laut ins Telefon gebölkt. „Vier-Sterne-Hotel, all inclusive. Na, jetzt biste platt, wa?“

„Hä?“, hab ich gemacht, weil ich keine Ahnung hatte, was er überhaupt wollte. Echt, ich hab sogar schon gedacht, er hätte sich vielleicht falsch verwählt und wollte eigentlich einen von diesen Leuten anrufen, mit denen er ständig Geschäfte macht.

„Dein Papi lädt dich zu einer schönen Reise ein“, hat er dann erklärt, noch lauter als vorher. So, als ob ich schwerhörig bin. „Nach Mallorca. Großzügig, oder? Tja, so bin ich nun mal.“

Da konnte ich nur noch „W-w-w“ machen. Und zwar weil in meinem Kopf plötzlich alles durcheinander geschwirrt ist, alle möglichen Gedanken und sowas. Wie, eine Reise?

Eine richtige Reise?

„Was ist jetzt? Ist das cool, oder ist das cool? Chanell kommt natürlich auch mit, ist logisch, oder? Meine beiden Töchter. Keine Gnade.“

„Mallorca?“, hab ich gefiept, weil ich das echt nicht glauben konnte. Solche Sachen passieren ja sonst immer bloß im Fernsehen und nicht im richtigen Leben. „Aber … aber …“

„Heute Abend. Um halb sieben hol ich euch ab. Ihr steht pünktlich draußen vor der Tür, jeder nur ein Stück Handgepäck. Sonst könnt ihr gleich wieder abschwirren.“

Ja, und dann sind wir echt mit Papi und seiner Freundin Jessica und unserem kleinen Halbbruder Rocco nach Mallorca geflogen!!! So richtig mit Flugzeug!

Dabei war Mami zuerst nicht so begeistert. „Da ist doch was faul dran“ hat sie gesagt. Und dann wollte sie, dass wenigstens Chanell zu Hause bleibt. Weil sie Papi nicht über den Weg traut, hat sie gesagt.

Aber da hat Chanell so einen Kreischanfall gekriegt, dass unsere Nachbarin an die Tür gewummert hat und die Polizei rufen wollte und da musste Mami ihr ja erlauben, mitzufliegen. Wär ja sonst auch voll fies für Chanell gewesen.

 

Mallorca!!! Das ist ganz weit weg, irgendwo in Spanien oder Italien oder so! Dauernd scheint die Sonne und es ist heiß und es gibt einen Swimmingpool und so viel Bubble Tea, wie man trinken kann! Weil, wir haben gleich am Anfang so ein oranges Armband gekriegt, für all inclusive. Das heißt, wir können uns alles zu Essen und zu Trinken holen, was wir wollen. Sooo cool!

Papi hat mir sogar eine Sonnenbrille gekauft und Chanell auch, weil wir unsere zu Hause vergessen hatten.

Rocco hat auch eine gekriegt und außerdem Schwimmflügel und einen riesengroßen Dinosaurier zum Aufblasen und Flossen und eine Taucherbrille mit Schnorchel und ein T-Shirt auf dem steht Daddy’s little Prince. Und dann noch ein Fernglas zum Durchgucken. Dabei ist er erst so ungefähr zweieinhalb.

Aber trotzdem: Mallorca!!!

Obwohl Mami schon recht gehabt hatte, vorher. Da war nämlich echt was faul dran.

Das haben Chanell und ich gleich im Flugzeug gemerkt. Und zwar weil Rocco zwischen uns gesessen hat und Papi und Jessica ganz woanders. Wir mussten uns die ganze Zeit um Rocco kümmern und dabei will er ständig irgendwelche Sachen haben und wenn er die nicht kriegt, schreit er sofort los. Und dann gucken einen die Leute böse an. Deshalb hab ich ihm mein Smartphone zum Spielen gegeben, damit er ruhig ist.

Dabei wollte ich eigentlich selber damit spielen.

 

„Ihr bewacht ihn wie euren Augapfel“, hat Papi am nächsten Tag im Hotel gesagt und mit seinem Zeigefinger vor Chanells und meiner Nase rumgewedelt. „Er kann noch nicht schwimmen. Wenn er in den Pool fällt, dann ist aber Schicht im Schacht.“ Anschließend ist er mit Jessica irgendwo hingefahren, keine Ahnung, wo.

Na toll. Das sollte wohl heißen, dass ich jetzt alleine auf Rocco aufpassen soll, oder was? Ich mein, Chanell kann ja fast noch nicht mal auf sich selbst aufpassen.

Aber trotzdem: Wir waren auf Malle, in voll dem coolen Hotel! Mit Pool und Sonne und Bubble Teas!

Rocco war übrigens auch mit Chanell und mir zusammen im gleichen Zimmer. Wir haben uns erst mal Badeklamotten angezogen und dann haben wir Roccos Schwimmflügel und seinen Dinosaurier aufgepustet. Wenn er Schwimmflügel anhat, dann brauchen wir nämlich nicht ganz so doll auf ihn aufzupassen.

Rocco wollte seine Schwimmflügel aber nicht und hat „Ääääääh!“ gemacht. Aber da hab ich „unartiger Rocco“ gesagt und sie so dick aufgeblasen, dass er sie nicht mehr abmachen konnte von den Armen. Außerdem hab ich ihm die Taucherbrille und seinen Schnorchel angezogen. Da konnte er auch nicht mehr so gut schreien.

Dann sind wir zum Fahrstuhl gegangen. Mit dem Dino. Allerdings war der so riesig, dass wir fast nicht zusammen reingepasst haben. Überall hat er gegengedrückt. Chanell hat schon wieder rumgeheult, weil, sie war irgendwo ganz hinten zwischen der Wand und dem Dino eingequetscht und hatte seine Füße im Gesicht. Aber dann ist noch was passiert, und zwar was Gutes. Als die Türen schon zugingen, ist nämlich noch ein Junge mit zu uns reingewutscht. Und der war ungefähr fünfzehn und voll süß! Wir haben beide erst mal ein bisschen gelacht, wegen dem Dinosaurier natürlich. Und wegen Chanells Geheule. Weil es so eng war, stand er voll dicht an mir dran, so mit seinem Arm.

„Ich heiß übrigens Cheyenne“, hab ich zu ihm gesagt, von ganz nah, und da hat er gesagt, dass er Samuel heißt. „Aber du kannst mich Sam nennen.“ Also, der hat voll mit mir geflörtet, echt!

Deshalb hatte ich eigentlich gar keinen Bock, auf Rocco aufzupassen. Ich wollte lieber mit Sam zusammen in einem Liegestuhl liegen und Bubble Tea trinken. Also, in zwei Liegestühlen natürlich. Aber ich musste ja mit Chanell und Rocco zusammenbleiben.

Zum Glück gab es neben dem richtigen Swimmingpool auch so ein Babybecken, wo das Wasser ganz flach war. Da war eine kleine Wasserrutsche drin, die ausgesehen hat wie ein Elefant und dann noch eine Palme auf einer kleinen Insel, aber die war aus Plastik. Außerdem gab es lauter Kinderspielzeug, Wassermühlen und so.

Chanell und Rocco haben sich da sofort reingesetzt und angefangen zu spielen. Sie haben überhaupt nicht mehr nach mir geguckt, sondern die ganze Zeit nur Wasser gemühlt.

Also, wenn das nicht voll die günstige Gelegenheit war! Vorsichtig hab ich mich weggeschlichen, so rückwärts, und bin zum großen Pool gegangen. Vorher hab ich mir noch einen Bubble Tea geholt, und zwar in Grün mit Kiwi (oder vielleicht auch Waldmeister), damit ich cool schlürfen konnte.

Der große Pool war total krass, so mit Wasserfällen und Blubber und einer langen, röhrigen Rutsche. Mega! Aber ich konnte ja nicht ins Wasser rein. Wegen dem Bubble Tea. Deshalb bin ich erst mal so am Rand längsgegangen und hab geguckt. Nach Sam natürlich. Dabei hab ich geschlürft, so mit Sonnenbrille, und voll gut ausgesehen. Leider hat das nur so ungefähr eine Minute gedauert. Dann bin ich mit einem von meinen Flip-Flops auf eine Dose Sprühsahne getreten, die so blöd am Rand rumlag. Ey, wieso??? Ich bin voll abgerollt und ins Wasser gefallen. Mit dem Bubble Tea. Da war mir kurz grün vor Augen.

Als mein Kopf wieder über Wasser war und ich fertig war mit Schnaufen und Prusten, hab ich plötzlich voll das laute Gekreische gehört, vom Babybecken. Das durfte ja wohl nicht wahr sein.

Also, ich hab das noch nicht geschrieben, aber es war total voll hier. Überall lagen bestimmt hundert oder tausend Leute auf Liegestühlen rum oder haben im Wasser geplantscht und dabei voll den Lärm gemacht. Aber Roccos Stimme konnte man trotzdem raushören, weil, die hat sich angehört wie die Feuerwehr.

Also bin ich aus dem Pool geklettert und schnell zum Babybecken gelaufen, wo Rocco immer noch rumgekreischt hat. Und zwar weil ein anderes Kind ein Loch in seinen Dino gebissen hatte, sodass die Luft rausging. Der war schon voll schlapp um die Hüften.

Rocco hat gebrüllt und das andere Kind mit seinem Schnorchel gehauen und das andere Kind hat auch gebrüllt und Chanell sowieso. Oh Mann.

Zum Glück bin ich ja voll der Profi mit kleinen Kindern. Deshalb hab ich Rocco schnell am Arm aus dem Pool gezogen. Doch da hat er meine neue Sonnenbrille von meiner Nase gerissen und auf den Boden geschmissen und draufgetreten. „Sseiße Sseyenne!“, hat er geschrien.

So, das war’s! Schluss mit Baden – keine Gnade! Ohne ein Wort hab ich ihn in unser Zimmer geschleppt und abgetrocknet, weil nämlich, wir hatten vergessen, Handtücher mit zum Pool zu nehmen. Chanell ist natürlich auch mit uns hochgekommen. Rocco hat immer noch geschrien. Vielleicht ja auch, weil er ein bisschen Sonnenbrand hatte und das weh tat. Deshalb hab ich ihm auch eine lange Jogginghose und ein Shirt mit langen Ärmeln angezogen, damit Papi und Jessica das nicht sehen. Weil die sonst bestimmt schimpfen und sagen, das ist meine Schuld, weil ich ihn nicht eingecremt hab.

Rocco hat sich ganz steif gemacht und gebrüllt. Dabei ist auch noch so ‘ne Lampe vom Nachttisch runtergefallen und kaputt gegangen. Aber die war sowieso hässlich.

Da hab ich zu Chanell gesagt, sie soll sofort nach unten zum Restaurant laufen und ganz viele Eise am Stiel holen, weil, die sind für uns umsonst. Wir haben ja die orangen Armbänder, für all inclusive.

Natürlich hat Chanell gleich wieder rumgeheult und gesagt, sie traut sich nicht.

Also, so langsam bin ich echt böse geworden! Ich musste ihr erst mal erklären, dass ich ihren Seejungfrauen-Ken aus dem Fenster schmeiß und dann ist er weg, weil sich ein anderes Kind den holt, bevor sie endlich losgegangen ist.

Danach wurde es zum Glück besser. Weil sie nämlich elf Eise am Stiel mitgebracht hat und wir die im Zimmer aufgegessen haben, auf dem Doppelbett von Chanell und mir. Da haben sich alle erst mal wieder beruhigt. Obwohl anschließend unsere ganze Bettdecke vollgekleckert war, mit geschmolzenem Eis.

Tja, zum Glück kenn ich mich voll aus mit kleinen Kindern – und außerdem kenn ich noch andere Tricks!

Weil nämlich, abends wollten Papi und Jessica zur Poolparty gehen und Chanell und ich sollten im Zimmer bleiben und schon wieder Rocco babysitten.

Ey, wie fies war das denn? Ich wollte auch zur Poolparty, weil Sam ganz bestimmt auch da war!

Und da hab ich Rocco und Chanell vor dem Zu-Bett-Gehen die Bedienungsanleitung vom Fernseher vorgelesen. Die hatte ich in einer Schublade gefunden und zum Glück war die auf Deutsch. Und außerdem so stinkelangweilig, dass die beiden voll schnell eingeschlafen sind. Hihi, schlau, oder? Und dann bin ich sofort … ach nee, das darf ich ja vielleicht gar nicht verraten. Weil es ja angehen kann, dass Papi und Jessica meinen Blog lesen und dann krieg ich voll den Ärger. Dann nehmen die mich nie wieder mit nach Mallorca.

Also, allerliebster Papi und Jessica: Ich hab dann abends auf Rocco und Chanell aufgepasst und dabei zugeguckt, wie die geschlafen haben. Natürlich hab ich mich kein bisschen runter an den Pool geschlichen und mit Sam Bubble Tea getrunken und getanzt. Oder mich vor euch versteckt, damit ihr mich nicht seht. Na klar hat er auch nicht meine Hand gehalten und mich geküsst, hinter so einer Plastikpalme.

Ich hab die ganze Zeit meinen süßen kleinen Bruder babygesittet. Das war echt nett von mir, nicht wahr, Papilein?

Wo geht es denn das nächste Mal hin?