Carag und Tiago: Die erste Begegnung
So haben sich die beiden kennengelernt
Als der Puma-Wandler Carag für einen Spezialauftrag an die Blue Reef Highschool in Florida geschickt wird, trifft er dort den Tigerhaijungen Tiago. Es ist nicht gerade Freundschaft auf den ersten Blick zwischen den beiden. Hier erfahrt ihr abwechselnd aus Tiagos und Carags Perspektive, wie die Begegnung verläuft. Vollständig nachlesen könnt ihr die beiden Szenen in den Büchern Seawalkers (1). Gefährliche Gestalten und Woodwalkers – Die Rückkehr (1). Das Vermächtnis der Wandler.
Tiago über Carag:
Mir wurden rasend schnell verschiedene Dinge klar. Das war der Abgesandte der anderen Wandler-Schule – nur war er weder ein Spezialagent noch ein Süßwassertier. Seiner Stimme nach auch kein Lehrer, sondern ein Junge ungefähr in meinem Alter. Großer Gott! Die wollten, dass ich mit einem nicht mal ausgewachsenen Puma auf irgendeine geheimnisvolle Expedition ging?
(Seawalkers (1). Gefährliche Gestalten)
Carag über Tiago:
»Hi – du bist also Tiago«, meinte ich. »Was ist deine zweite Gestalt?«
»Tigerhai«, sagte der fremde Junge und wartete auf meine Reaktion – befürchtete er, ich könnte Angst vor ihm haben? Oder hoffte er, ich würde Angst haben? Wenn das stimmte, dann hatte er Pech – nach Duellen mit Wölfen, Grizzlys und Löwen graute mir nicht sonderlich vor einem großen Fisch.
»Ah, also auch ein Raubtier«, meinte ich nur und nahm mir vor, Tigerhaie mal im Internet nachzuschauen.
(Woodwalkers – Die Rückkehr (1). Das Vermächtnis der Wandler)
Tiago über Carag:
Als wir in Richtung der Hütten gingen, wirkte der Pumajunge, als hätte er gemischte Gefühle bei diesem Auftrag. »Sind diese Everglades wirklich Sumpf? Ich meine, Wasser überall und so? Aber wir bekommen ein Kanu, oder?«
Na, das konnte ja was werden. Ich sollte ein wasserscheues Katzenvieh durch eine Gegend eskortieren, die den größten Teil des Jahres unter Wasser stand!
Carag betrachtete mich nachdenklich mit seinen grüngoldenen Augen. Was dachte er von mir?
Shari und ich verabschiedeten uns von ihm, um packen zu gehen.
»Und, wie findest du ihn? Total nett, oder?«, fragte meine Delfinfreundin begeistert. Womöglich fand sie ihn netter als mich! Das ging gar nicht!
»Ja stimmt«, meinte ich ohne Begeisterung. »Er ist nur ein bisschen zu pelzig für meinen Geschmack.«
»Du sollst ihn nicht fressen, Tiago«, schimpfte sie mich.
»Okay«, sagte ich.
(Seawalkers (1). Gefährliche Gestalten)
Carag über Tiago:
Wenig später fand ich mich in einem Kanu in einem scheußlichen Sumpf wieder, der »Everglades« genannt wurde. Dort stritt ich mich mit Tiago, dem Haijungen, der eben eine blöde Bemerkung über mich gemacht hatte.
»Du magst keine Landtiere, richtig?«, fragte ich ihn ärgerlich. »Und du fühlst dich ganz toll, nur weil du ein gefährlicher Hai bist … kann es sein, dass dir das ein bisschen zu Kopf gestiegen ist?«
»Blödsinn – was verstehst du denn davon?« Tiago drehte sich halb im Kanu um und funkelte mich an. »Du hast doch keine Ahnung von uns oder dem, was hier abgeht!«
(Woodwalkers – Die Rückkehr (1). Das Vermächtnis der Wandler)
Tiago über Carag:
Carag hörte auf zu paddeln, seine Katzenaugen funkelten gereizt. »Jedenfalls geht hier ab, dass du ziemlich miese Stimmung verbreitest. Meinst du, ich hätte das nicht gemerkt?« Er war laut geworden, so wie ich. »Sag es doch, wenn dir irgendwas gegen den Strich geht! Was hast du gegen mich? Rück’s raus!«
»Carag, denkst du, ich mach hier einen Seelenstriptease für dich?«, schrie ich. Nein, ich konnte unmöglich sagen, was mich wurmte. Shari durfte nicht erfahren, dass ich mehr für sie fühlte und darum eifersüchtig war!
(Seawalkers (1). Gefährliche Gestalten)
Carag über Tiago:
Nach dem Kampf mit den Alligatoren schlenderten Tiago und ich – beide in Menschengestalt – am Ufer entlang.
Komisch, nach dem Kampf vorhin kam mir unser Streit gar nicht mehr so wichtig vor. Auch Tiago schien nicht mehr wütend zu sein, nur ein bisschen nervös. Er hatte Schluckauf. Hatte Miss Calloway nicht mal gesagt, dass dagegen Erschrecken half? Also pikte ich ihn mit einer teilverwandelten Kralle in die Seite und Tiago sprang hoch, als wäre er auf eine Schlange getreten. »Was sollte denn das jetzt?«
Ich lauschte. »Ah. Prima. Dein Schluckauf ist weg.«
Da musste Tiago lachen und endlich entspannte er sich ein bisschen. Während ich hin und wieder zum Mond hochblickte und an Tikaani dachte, redeten wir noch lange über unsere Erfahrungen als Wandler.
(Woodwalkers – Die Rückkehr (1). Das Vermächtnis der Wandler)
Tiago über Carag:
»Und?«, fragte ich schließlich. »Krieg ich noch eine Antwort? Wie findest du es hier?«
Carag seufzte, verwandelte seine Hände zurück und schlang die Arme um die Knie. »Ganz ehrlich? Ich hasse den Sumpf, kann Schlangen nicht ausstehen und vermisse meine Freundin. Sie heißt Tikaani. Eine Wolfs-Wandlerin.«
»Oh echt? Eine Wölfin?«
»Ja. Wir haben ausgemacht, dass wir jeden Tag zu einer bestimmten Zeit beide den Mond anschauen und aneinander denken. Aber gestern habe ich es wegen diesem verdammten Sturm nicht gemacht, das war so eine Eulenkacke.« Er schaute zu dem Sichelmond hoch, der gerade am Himmel stand, und berührte dabei den silbern schimmernden Anhänger mit dem Pfotenabdruck, den er um den Hals trug.
Er hatte eine Freundin! Ich war schlagartig beruhigt. Vielleicht flirtete er gar nicht mit Shari, sondern unterhielt sich einfach nur nett mit ihr. Jedenfalls war er keine Konkurrenz. Oh Mann, hoffentlich hatte er nicht auch meine eifersüchtigen Gedanken gespürt. Das wäre so was von peinlich.
»Danke übrigens, dass du Ella wegen dieser Halskette angesprochen hast«, sagte ich.
»Keine Ursache. Danke, dass du uns gegen diese ganzen Tiere mit den fürchterlichen Zähnen verteidigt hast.«
»Ach, das hat sich so ergeben«, sagte ich und plötzlich mussten wir beide lachen.
Eigentlich war dieser Pumajunge doch ganz in Ordnung.
(Seawalkers (1). Gefährliche Gestalten)
Carag über Tiago
»Ich glaube, wenn ich wählen könnte, wäre ich lieber ein Puma, der hat einen höheren Kuschelfaktor als ein Hai«, sagte Tiago und ich musste lachen.
»In der Natur will ein Wapiti nicht mit einem Puma kuscheln, das kannst du mir glauben. Du wärst gerne ein Delfin, stimmt’s?« Tiago wirkte verlegen, das hieß, ich hatte vermutlich recht. Bevor er etwas sagen konnte, fuhr ich schnell fort: »Aber du bist überhaupt nicht der Typ. Das wärst dann nicht mehr du, sondern jemand anders.«
»Vielleicht«, gab er zu und wirkte nachdenklich. Dieser Kerl war doch gar nicht so übel.
Plötzlich hatte ich kein gutes Gewissen mehr dabei, dass ich ihn sozusagen ausspionieren sollte. Wäre es besser, ich sagte ihm, was ich mit den Clearwaters vereinbart hatte? Nein … aber ich würde versuchen, ihm zu helfen, so gut ich konnte!
(Woodwalkers – Die Rückkehr (1). Das Vermächtnis der Wandler)
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